Ein dreieinhalb Meter hoher Weihnachtsbaum, voll behängt mit Klima-Wunschzetteln, schmückt am 9. Dezember 2020 den Platz vor dem Kanzleramt in Berlin. Einen Tag vor der historischen Entscheidung über die Zukunft des europäischen Klimaschutzes haben wir in Berlin so unserer Forderung nach ambitionierten EU-Klimazielen Nachdruck verliehen und die Wünsche unserer Unterstützer:innen zur Kanzlerin gebracht.

„bitte bitte bitte liebe Frau Merkel“

Menschen allen Alters hatten uns im Vorfeld ihre liebevoll gestalteten Klima-Wünsche geschickt: „Sehr geehrte Frau Merkel, dieses Jahr bin ich Mutter geworden. So wie alle Eltern wünsche ich mir nichts sehnlicher, als dass mein Kind eine sichere, gerechte & unbeschwerte Zukunft hat (…)", schreibt eine Unterstützerin.

Zwei Viertklässler:innen appellieren an die Kanzlerin: „Liebe Frau Merkel wir wünschen uns zu Weinachten dass das Eis beim Nordpol nicht Schmilzt weil Tieren sterben und das nicht gut. ist. bitte bitte bitte liebe Frau Merkel.

Hunderte Zuschriften erreichten uns analog per Post. Zudem beteiligten sich Zehntausende Menschen online, die trotz Vorweihnachtstsress, Lockdown und Corona-Pandemie ihren Klima-Wunschzettel digital übermittelt haben und der Kanzlerin zeigen: Klimaschutz ist ihnen eine Herzensangelegenheit. Herzlichen Dank an alle, die sich bei der Aktion beteiligt haben! Gemeinsam konnten wir eine eindrucksvolle, weihnachtliche Aktion umsetzen. Unser großer Wunsch nach Klimaschutz war nicht zu übersehen. 

EU-Gipfel hat sich auf ein verschärftes Klimaziel bis 2030 geeinigt

Am 11. Dezember haben sich die EU-Staatschef:innen auf ein neues EU-Klimaziel geeinigt. Es war keine leichte Debatte. Der EU-Gipfel verhandelte darüber bis in die Morgenstunden, eigentlich stand die ENtscheidung für den Vortag an.

Das neue EU-Klimaziel ist schärfer, aber leider nicht scharf genug ist. Angela Merkel und ihre Kolleg:innen haben beschlossen, die Treibhausgasemissionen der EU bis 2030 um 55 Prozent zu senken. Das sind 15 Prozentpunkte mehr als bisher. Um unseren fairen Beitrag zu dem Paris-Ziel von deutlich unter zwei Grad, besser 1,5 Grad zu leisten, hätten es jedoch mindestens 65 Prozent sein müssen.

Zusätzlich rechnen sich die EU-Chef:innen die Zahl auch noch schön. Der Rechentrick heißt "Netto-Ziel". Das bedeutet, dass bei dem neuen Klimaziel erstmals natürliche Senken wie Moore und Wälder mit in die Berechnung der Emissionsreduktionen eingerechnet werden. Das ist höchst problematisch. Denn erstens haben wir damit im Vergleich zum alten Ziel nur eine Erhöhung auf de facto 51 bis 53 Prozent. Und zweitens verlieren wir das dort gespeicherte CO2 schnell wieder, wenn zum Beispiel ein Moor vertrocknet oder ein Wald verbrennt. Und das ist in Zeiten von bereits mehr als einem Grad Erderhitzung nicht unwahrscheinlich. 

Das letzte Wort zum EU-Klimaziel ist zum Glück noch nicht gesprochen. Wir appellieren an den "EU-Trilog" aus Umweltrat, EU-Parlament und EU-Kommission, zumindest den „Netto“-Zusatz zu streichen!

Ambitionierte Klimaziele für Paris

Vor ziemlich genau fünf Jahren hat die Staatengemeinschaft das Pariser Klimaabkommen beschlossen. Sein Ziel: Die Erderhitzung auf deutlich unter zwei Grad Celsius, besser 1,5 Grad, zu beschränken. Seitdem ist zu wenig passiert. Die CO2-Konzentration in der Atmosphäre steigt weiter. Das Eis in der Arktis verschwindet. Wälder brennen. Menschen verlieren ihre Heimat und ihre Lebensgrundlage. Mit starken neuen Klimazielen, die ambitioniert umgesetzt werden, hätten Angela Merkel und ihre Amtskolleg:innen diese Fehlentwicklung korrigieren können. 

  • Klimademo in Hamburg © Daniel Reinhardt / dpa 5 Jahre Pariser Klimaabkommen

    Das Klimaabkommen von Paris galt 2015 als Durchbruch in den langjährigen Klimaverhandlungen – zu Recht. Doch inzwischen sind fünf Jahre vergangen. Weiterlesen ...