21.000 Tonnen Bleimunition landen EU-weit jedes Jahr in der Natur. Bleivergiftung ist eine der häufigsten Todesursachen für Seeadler. Und mehr als eine Million Wasservögel verenden in Europa jährlich qualvoll an Bleivergiftung. Zumindest ein Verbot von Bleimunition in Feuchtgebieten scheint in greifbarer Nähe.

EU-Parlament bestätigt Bleimunitionsverbot

Update 26.11.2020: Geschafft! Das EU-Parlament hat das EU-weite Verbot von Bleimunition in Feuchtgebieten bestätigt. 

Dieses Verbot ist längst überfällig. Die EU-Mitgliedstaaten hatten ihm bereits zugestimmt, auch der Umweltausschuss im Parlament ist dafür.

Aber die Jagd- und Munitionslobby hat nicht aufgegeben und weiter versucht, mit unsinnigen Argumenten dafür zu sorgen, dass noch möglichst lange giftiges Blei verwendet werden kann. Bei einigen rechtsextremen, anti-europäischen Abgeordneten hatte sie Gehör gefunden. Diese reichten gleich zwei Anträge ein, die das Verbot soweit verwässert hätten, dass es de facto ungültig geworden wäre.

In kürzester Zeit haben sich mehr als 10.000 Menschen an unserem Eil-Appell beteiligt. Sie forderten ihre EU-Abgeordnete dazu auf, für das Verbot zu stimmen. Danke für diesen tollen Einsatz! Am 25. und 26. November 2020 hat das EU-Parlament beide Anträge abgelehnt. Das Verbot kommt!

EU-Verbot von bleihaltiger Jagdmunition

Update 03.09.2020: „Das heute beschlossene Verbot war längst überfällig, denn dieses Massensterben bei Vögeln ist völlig unnötig. Längst gibt es bleifreie, sichere und praxistaugliche Alternativen. Es freut uns, dass BMU und BMEL trotz konträrer Interessenslagen bei der Jagd politische Kompromisse finden – und einhalten können.

Mit dem Ja zum Verbot bleihaltiger Schrotmunition hat Deutschland heute dazu beigetragen, dass ein weiterer Schritt hin zu einer giftfreien europäischen Umwelt gegangen sind – auch das ein Ziel aus dem Green Deal. Jedoch ist der Weg noch ein weiter.  Der WWF fordert deshalb ein bundeseinheitliches Verbot der Verwendung jeglicher bleihaltigen Munition. Die Bundesregierung muss die Novellierung des Bundesjagdgesetzes dafür nutzen und die Ambitionen dahingehend steigern. Seit Jahren liegen umfangreiche Kenntnisse zu Tötungswirkung, Lebensmittelhygiene und dem Abprallverhalten von bleifreier bzw. bleihaltiger Munition vor, die sowohl die Machbarkeit als auch die gesundheitlichen und ökologischen Vorteile eines Verzichts auf bleihaltige Munition belegen.“

Bleimunitions-Verbot auf wackeligen Beinen

Update 01.09.2020: Am 3. September steht das EU-Verbot von Bleimunition in Feuchtgebieten zur Abstimmung. Die EU-Kommission hat sich nicht auf den zwischen Landwirtschafts- und Umweltministerium ausgehandelten Kompromiss eingelassen. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner hatte für ihre Zustimmung zum Bleimunitions-Verbot eine längere Übergangsfrist zur Bedingung gemacht. Damit steht das Verbot wieder auf wackeligen Beinen.

Angesichts der klaren Faktenlage über die verheerenden Auswirkungen bleihaltiger Munition auf Tiere, Umwelt und Verbraucher:innen ist ein erneutes Scheitern der Abstimmung keine Option. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner und Bundesumweltministerin Svenja Schulze müssen sicherstellen, dass Deutschland seine Verantwortung in der Rolle der Ratspräsidentschaft wahrnimmt und eine Blamage bei dieser längst überfälligen Entscheidung abwendet. Das fordert der WWF auch gemeinsam mit mehr als 30 Umweltverbänden in diesem offenen Brief.

EU-Abstimmung über Bleimunition auf September verschoben

Update 16.07.2020: Die EU-Kommission hat das gesamte Abstimmungsverfahren kurzerhand gestoppt. Diese Verzögerung ist sehr ärgerlich und enttäuschend! Was ist passiert? Die tschechische Regierung hat aus formalen Gründen  in Brüssel Einspruch zum Verbotsverfahren eingelegt. Wir gehen fest davon aus, dass die Abstimmung im September nachgeholt wird. Und sind uns sicher, dass die Bundesregierung dann für das Verbot stimmen wird. Das hat Bundesumweltministerin Svenja Schulze Medienvertreter:innen gegenüber bereits bestätigt. Damit stehen die Chancen sehr gut, dass das Verbot dann im September endlich kommt!

Julia Klöckner gibt Blockade von Bleimunitions-Verbot auf!

Unser Druck hat gewirkt! Mehr als 35.000 Menschen haben in wenigen Tagen bei unserem Eil-Appell an Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner mitgemacht und gefordert: Giftige Bleimunition verbieten. 

Das Bundesumweltministerium und das Bundeslandwirtschaftsministerium haben sich nun im letzten Moment auf einen Kompromiss beim EU-weiten Verbot von giftiger Bleimunition in Feuchtgebieten geeinigt. Julia Klöckner hat ihre Blockadehaltung aufgegeben. So ist der Weg für eine deutsche Zustimmung zu dem Bleiverbot bei der Jagd in Feuchgebieten frei! 

Der Kompromiss, den die beiden Ministerien ausgehandelt haben, sieht eine Verlängerung der Übergangsfrist von zwei auf drei Jahre vor. Dem muss die EU-Kommission aber noch zustimmen. Diese verlängerte Übergangsfrist ist ein Wermutstropfen. Aber angesichts der Tatsache, dass die Jagd mit Bleimunition in den ökologisch besonders sensiblen Feuchtgebieten sonst für weitere zehn Jahre erlaubt gewesen wäre, ist es dennoch ein großer Erfolg für die Natur! 

Über 21.000 Tonnen Bleimunition landen EU-weit jedes Jahr in der Natur. Bleivergiftung ist eine der häufigsten Todesursachen für Seeadler. Und mehr als eine Million Wasservögel verenden in Europa jährlich qualvoll an Bleivergiftung. Hätte Julia Klöckner nicht eingelenkt, hätte sich Deutschland bei der noch bis Mittwoch laufenden Stimmabgabe enthalten müssen. Dies hätte bedeutet, dass eine qualifizierte Mehrheit für das Verbot nicht zustande gekommen wäre, um das seit mehr als fünf Jahren gerungen wird.

Warum ist Bleimunition so schlecht für die Umwelt?

Ein Beispiel: Die Jagd auf Seeadler ist verboten. Trotzdem fallen sie in großen Zahlen der Jagd zum Opfer. Sie sterben an Bleivergiftungen – auch hierzulande! Denn die Adler fressen die von Jäger:innen an Ort und Stelle ausgeweideten Organe oder aber auch angeschossenes, verendetes Wild — und nehmen dadurch Blei aus Geschossrückständen auf. Und das vergiftet die Vögel. Bleivergiftungen ist die Todesursache eines Drittel – in einigen Schutzgebieten sogar bis zur Hälfte – aller tot aufgefundenen Seeadler!

Das Problem hört bei den Seeadlern aber nicht auf. Mehr als eine Million Wasservögel verenden jährlich qualvoll durch Bleivergiftung. Der Boden der flachen Uferzonen gleicht in Gebieten, in denen oft gejagt wird, eher Sondermülldeponien als intakten Gewässern, da sich das Schwermetall nicht abbaut, sondern anreichert.

Jährlich feuern Jäger:innen in Europa mindestens 600 bis 700 Millionen Schrotpatronen ab, was nach Berechnungen der Europäischen Chemikalienagentur (Echa) bis 21 000 Tonnen Blei in die Natur entlässt. Allein in den ökologisch besonders sensiblen Feuchtgebieten landen EU-weit in jedem Jahr rund 5000 Tonnen Blei aus Bleischrot-Munition!

Gibt es denn Alternativen zu bleihaltiger Munition?

Ja, es gibt immer mehr erprobte Alternativen zu bleihaltiger Schrotmunition aus anderen Metallen oder Metallverbindungen zum Beispiel aus Stahl. Erfahrungen aus den USA, Dänemark und den Niederlanden zeigen, dass bleifreie Schrotmunition eine ebenso sichere Tötungswirkung erzielt.

Wo gibt es schon Verbote von Bleimunition?

Ein komplettes Verbot von Bleimunition jeglicher Art und in allen Lebensräumen gibt es in der EU bisher in Dänemark und den Niederlanden. Der Beweis, dass es möglich ist! Die meisten Bundesländer in Deutschland haben sich bereits verpflichtet, die Verwendung von bleihaltiger Schrotmunition bei der Jagd auf Wasservögel an Gewässern zu verbieten. Bei der Abstimmung in Brüssel, die Bundesministerin Julia Klöckner blockiert, geht es jetzt aber um ein EU-weites Verbot von Bleimunition in Feuchtgebieten.

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